Junge Menschen interessieren sich wieder stärker für Berufe im Handwerk. Das ergab eine umfangreiche Umfrage der Gelbe Seiten Marketing Gesellschaft zur derzeitigen Ausbildungssituation im Handwerk. Befragt wurden bei der Online-Umfrage Ende Juni 520 Schüler und Schülerinnen und 299 KMU.
Privater Nutzen beliebt
41 Prozent der befragten Schüler können sich vorstellen, einen handwerklichen Beruf zu erlernen. Gut die Hälfte davon sind Männer. Von denjenigen, die dem Handwerk positiv gegenüberstehen, sind ein Drittel Gymnasiasten. Der Handwerksberuf bietet Vorteile, finden die Schüler. 62 Prozent von ihnen sagen: „Das erlernte Handwerk hilft einem auch im Leben, zum Beispiel im eigenen Haus.“ Besonders Frauen erhoffen sich durch eine Ausbildung im Handwerk einen privaten Nutzen (65,7 Prozent der Befragten).
Job-Sicherheit
Auf Platz zwei der Gründe für einen Job steht bei den Schülern ein sicherer Arbeitsplatz: „Handwerker werden immer gebraucht.“. Dieser Ansicht sind Männer und Frauen gleichermaßen (56 bzw. 54 Prozent). Vor allem die Gymnasiasten sehen das als großen Pluspunkt (rund 60 Prozent). Attraktiv ist die Ausbildung auch, weil kein Hochschulabschluss dazu nötig ist – das findet rund die Hälfte der Befragten, unabhängig von der Schulbildung. Ältere Befragte (18-20 Jahre) bewerten es auch als positiv, dass man sich selbstständig machen kann. Die Ausbildungsvergütung ist eher für die Hauptschüler ein Vorteil, das geben circa ein Drittel der Hauptschüler an. Diese Aussagen passen zu den Erfahrungen der befragten Unternehmen. Sie gaben unter anderem an, dass ihre Auszubildenden die guten Berufsaussichten schätzen (61 Prozent) sowie einen sicheren Arbeitsplatz (50 Prozent).
Ausbildungsbetriebe optimistisch
Nach den Nachteilen befragt, steht bei den Schülern „die schwere körperliche Arbeit“ mit 72,3 Prozent ganz oben, gefolgt von „Schmutz und Lärm“ (rund die Hälfte der Befragten). In der Bewertung der Nachteile unterscheiden sich junge Frauen und Männer kaum. Gymnasiasten nennen noch die „weniger gesellschaftliche Anerkennung“, das geringe Gehalt und die fehlenden Aufstiegschancen als deutlichen Nachteil. Nichtsdestotrotz gehen 72 Prozent der Ausbildungsbetriebe davon aus, dass sie in diesem Jahr alle Lehrstellen besetzen können. Bei den Handwerkern sind es 67 Prozent und bei den kleinen Betrieben 63 Prozent. Zwei Drittel der befragten KMU bilden aus.
Stellensuche
Individuell suchen rund zwei Drittel nach Stellen. Ein Drittel schaut bei Jobbörsen nach einem Job, gefolgt von Zeitungen/Zeitschriften (22,4 Prozent). Soziale und professionelle Netzwerke nutzt nicht einmal ein Fünftel (18,4 Prozent). Unterschiede lassen sich dennoch feststellen: Frauen nutzen besonders soziale Netzwerke (ein Viertel), Männer gehen die Suche oftmals alleine an (63,5 Prozent). Die 18-20-Jährigen suchen ebenfalls alleine (53 Prozent). Die Hauptschüler informieren sich – im Vergleich zu Realschülern und Gymnasiasten – häufiger über die Handwerkskammer (17,4 Prozent).
Ein Drittel der befragten Unternehmen schalten ihre Stellenausschreibungen jedoch nach wie vor lieber in Zeitungen/Zeitschriften und nehmen auch keine fremde Hilfe bei der Besetzung der Lehrstellen in Anspruch – das gilt besonders für Kleinstunternehmen. Auf Platz drei stehen die Jobbörsen.
Ausbildung attraktiver machen
Die befragten Unternehmen führen mit fast 60 Prozent an, mehr Einblicke in den Beruf zu geben wäre wichtig. Hier sind sie mit den Schülern einer Meinung. Jedoch klaffen im Social Media-Bereich die Ansichten von Schülern und Unternehmen auseinander: 39 Prozent der jungen Menschen finden, der Social Media-Auftritt sollte verstärkt werden. Das sehen allerdings nur ein Viertel der KMU so. Gymnasiasten führen zu mehr als der Hälfte – 55 Prozent – an: „Die Betriebe sollten Klischees aus der Welt räumen.“
Quelle: Gelbe Seiten Marketing