Der deutsche Mittelstand befindet sich noch in einer frühen Phase der Digitalisierung, wie eine neue Studie von KfW Research zeigt. Zwar haben vier von fünf kleinen und mittleren Unternehmen in den zurückliegenden drei Jahren Digitalisierungsprojekte umgesetzt und in neue Technologien oder Verbesserung der IT-Kompetenz investiert. Die einzelnen Vorhaben hatten jedoch meist nur einen überschaubaren Umfang: Vor allem kleine Unternehmen (unter 10 Beschäftigte) setzten dafür weniger als 10.000 EUR pro Jahr ein – und planen häufig für die nächsten Jahre keine höheren Ausgaben. Knapp die Hälfte der großen Mittelständler (150 und mehr Beschäftigte) geben über 100.000 EUR im Jahr dafür aus. Hochgerechnet auf den gesamten deutschen Mittelstand entspricht dies jährlichen Ausgaben in Höhe von etwa 10 Mrd. EUR für Projekte zum Ausbau der Digitalisierung.
Digitale Vorreiter noch in der Minderheit
„Die mittelständische Wirtschaft schöpft das Potential der Digitalisierung bisher bei weitem noch nicht aus“, kommentiert Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe die Studienergebnisse, die auf einer repräsentativen Befragung mittelständischer Unternehmen mit mehr als 5 Mitarbeitern basieren. Insgesamt befindet sich etwa ein Drittel der Mittelständler aktuell noch in einem Grundstadium der Digitalisierung, d.h. bei ihnen sind selbst grundlegende Anwendungen wie ein eigener Internetauftritt unterdurchschnittlich verbreitet. Besonders häufig zählen die kleinen Mittelständler mit weniger als 50 Mitarbeitern zu diesen Digitalisierungs-Nachzüglern. Rund die Hälfte der mittelständischen Firmen hierzulande liegt im Mittelfeld und nutzt z.B. einzelne Anwendungen digital vernetzter Information und Kommunikation. Digitale Vorreiter, d.h. Unternehmen, die bereits auf digitale Produkte, Dienstleistungen, Apps oder Industrie 4.0 setzen, stellen mit einem knappen Fünftel des Mittelstands die Minderheit dar.
Investitonen in IT
78% der Unternehmen haben zwischen 2013 und 2015 in technologische Projekte investiert (Hardware, Software, IT-Sicherheit, Website, IT-Bezugsformen, Verknüpfung von Prozessen). Projekte zur Erweiterung von Kompetenzen im Bereich der Digitalisierung (IT-Weiterbildung, IT-Beratung, Reorganisation des Workflows, Konzepte für Internetmarketing und –vertrieb) wurden von 64% der Mittelständler umgesetzt. Vorreiterunternehmen realisieren fast doppelt so häufig Kompetenzprojekte wie Nachzügler.
Hemmnisse sind mangelnde Kompetenzen und Datenschutzanforderungen
Als wesentliche Hemmnisse einer weitergehenden Digitalisierung nennen die Unternehmen mangelnde IT-Kompetenzen ihrer Belegschaft (67%), Anforderungen des Datenschutzes und der Datensicherheit (62%), und die mangelhafte Geschwindigkeit der Internetverbindung (58%). Wenn mittelständische Unternehmen in die Digitalisierung investieren, dann finanzieren sie das zu 77% aus laufenden Einnahmen. Bankkredite spielen mit 4% eine untergeordnete Rolle. Finanzierungsprobleme nennen 32% der Mittelständler als Digitalisierungshemmnis. „Der Finanzierungsbedarf in der Breite des Mittelstandes wird sich erhöhen, wenn die Unternehmen in Zukunft eine stärkere Dringlichkeit der Digitalisierung wahrnehmen. Ein deutlicher Schritt nach vorne in digital vernetzter Information und Kommunikation in Unternehmen sowie in der Vernetzung von Produkten und Dienstleistungen ist nur mit erheblich höheren Ausgaben möglich“, so Zeuner.
Quelle: KfW