Das Ziel, bis 2020 mindestens eine Million Elektro-Autos über Deutschlands Straßen rollen zu lassen, ist trotz des jüngst eingeführten Umweltbonus wahrscheinlich nicht mehr zu erreichen, so eine Studie von PwC Autofacts. Auch nach dem offiziellen Start der 4000 Euro bzw. 3000 Euro hohen Prämie scheint die Nachfrage schwach zu bleiben. So wurden – Stand 4. August – bislang nur 1791 Anträge auf den Bonus gestellt. Insgesamt sank die Zahl der neu zugelassenen E-Fahrzeuge in den ersten sieben Monaten auf gerade mal 5142 – ein Minus von mehr als acht Prozent im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum. Bei Plug-In-Hybriden stieg die Zahl lediglich um 20 Prozent auf 7140 Fahrzeuge.
Nur rund 500.000 E-Autos bis 2020 wahrscheinlich
Wie Prognosen von PwC Autofacts zeigen, dürften am Ende des Jahrzehnts nur rund 500.000 Elektro- und Plug-In-Fahrzeuge hierzulande zugelassen sein. „Um das Millionenziel noch zu erreichen, müsste sich die Nachfrage nach Plug-Ins und reinen Elektroautos bis 2020 jedes Jahr mehr als verdoppeln. Dass dieses Szenario eintritt, ist selbst bei großem Optimismus unwahrscheinlich“, sagt Felix Kuhnert, Global Automotive Advisory Leader bei PwC. Dabei basiert die Berechnung der PwC-Experten bereits auf der Annahme, dass die Neuzulassungen dieser Fahrzeuge in den nächsten Jahren deutlich zunehmen werden – immerhin um knapp 900 Prozent zwischen 2016 und 2020.
Die Batteriekosten müssten um 80 Prozent sinken
Abgesehen von der geringen Zahl an Ladestationen – nur 5800 im Vergleich zu bundesweit 14.500 Tankstellen – gibt es vor allem zwei Gründe für die noch immer schwache Nachfrage nach Elektroautos: die mangelnden Reichweiten und die weiterhin höheren Anschaffungspreise für Stromer und Plug-In Hybride im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen. An dem letzten Punkt setzt der Umweltbonus an. So liegen hierzulande die Listenpreise für ausgewählte E-Fahrzeuge deutscher Hersteller im größten Segment – der Kompaktklasse – im Schnitt noch rund 13% über den Preisen für die konventionell angetriebenen Pendants. Immerhin: Durch die Prämie schmilzt die Differenz auf nur noch knapp 3%.
Reichweite noch problematisch
Das ändert allerdings noch nichts am Problem der fehlenden Reichweite: Plug-Ins legen rein elektrisch nur durchschnittlich 50 Km zurück, bei E-Autos sind es nominell etwa 250 Km. Um die mittlere Reichweite von E-Fahrzeugen in der Kompaktklasse auf 500 Km zu erhöhen und gleichzeitig den Fahrzeugpreis auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu senken, müssten nach Berechnungen von PwC Autofacts die durchschnittliche Speicherkapazität um mehr als 250% steigen und die Batteriekosten von momentan 500 EUR/kWh auf 100 EUR/kWh sinken. Diese Werte gelten in der Automobilbranche frühestens bis Endes des Jahrzehnts als realisierbar. „Bei E-Fahrzeugen entfällt rund ein Drittel der Kosten auf die Batterie. Sie ist damit ein entscheidender Hebel, um die Elektromobilität mehrheitsfähig zu machen“, sagt Christoph Stürmer, Global Lead Analyst von PwC Autofacts.
Modelloffensive wird Nachfrage nach Elektroautos befeuern
Hersteller und Zulieferer lenken ihre Investitionen aber schon jetzt immer stärker in Richtung Elektromobilität. „In den nächsten Jahren werden zahlreiche Elektromodelle auf den Markt kommen, wodurch sich die Angebotsvielfalt über alle Fahrzeugsegmente hinweg deutlich ausweitet. Das Aufsetzen eigener Plattformen für E-Autos unterstreicht diese Entwicklung“, sagt Kuhnert. Herstellerübergreifend prognostiziert PwC Autofacts den Produktionsstart von 97 neuen Elektro- und 183 neuen Plug-In-Varianten zwischen 2016 und 2020. Für die globale Produktion dieser Fahrzeuge bedeutet das einen Anstieg der Volumen von rund einer Million Fahrzeuge im laufenden Jahr auf mehr als 3,5 Millionen im Jahr 2020.
Wachstum ist vorprogrammiert
Trotz der vorsichtigen Prognosen für den Zeitraum bis 2020 sind die PwC-Experten überzeugt, dass sich der Anteil elektrischer Autos in den kommenden Jahren signifikant erhöhen wird – und zwar nicht nur in Deutschland. „Die CO2-Ziele der Europäischen Kommission sehen bereits bis 2020 eine signifikante Senkung der Fahrzeugemissionen um 27% auf 95 g CO2/km vor und für 2025 steht der Automobilbranche bereits die nächste Verschärfung ins Haus. Insofern ist der eingeführte Umweltbonus ein positives Signal für den Automobilstandort Deutschland. Was es jetzt braucht, um die ‚Elektrifizierung der Masse‘ entscheidend voranzutreiben, sind weitere Investitionen zum Beispiel in die Ladeinfrastruktur und weitere flankierende Maßnahmen seitens des Gesetzgebers.“, sagt Kuhnert.
Quelle: PwC