„Ein Brexit führt zu Unsicherheit und Vertrauensverlust über Jahre. Das ist Gift für die Wirtschaft in Großbritannien aber auch für Gesamteuropa. Dies wird zu erheblichen Wohlfahrtsverlusten führen mit allen negativen Auswirkungen auf die Euroschuldenkrise, die Arbeitslosigkeit und die Hoffnung auf Besserung. Die Unsicherheit wird zusätzlich noch dadurch erhöht, dass in zwei wichtigen europäischen Ländern – Frankreich und Deutschland – Wahlen anstehen, was diese in den kommenden Monaten handlungsunfähig macht.“ Dies erklärte Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), heute in Berlin.
Austritt würde britisches Pfund unter Druck setzen
"Bei einem Ja zum Brexit werden zweijährige Austrittsverhandlungen folgen, die sich bis Mitte 2018 hinziehen können. Während dieser Hängepartie wird große Unsicherheit herrschen, solange sich die künftigen Wirtschaftsbeziehungen in der Schwebe befinden. Die unproduktiven Transaktionskosten werden sich auf beiden Seiten beträchtlich erhöhen. In den anstehenden Verhandlungen wird es vor allem um den Zugang zum Binnenmarkt und den Finanzsektor gehen. Gerade Letzteres ist für die Briten von existenzieller Bedeutung. Denn auch wenn Großbritannien kein Mitglied der Währungsunion ist, wickeln doch sehr viele Marktteilnehmer aus der Eurozone dort ihre Finanzgeschäfte ab. Das bereits jetzt schon schwächelnde Pfund wird weiter unter Druck geraten und gegenüber Dollar und Euro kräftig verlieren. Sicherlich wird sich die Entscheidung auch am Aktienmarkt niederschlagen. Insbesondere auf die englischen kommen schwere Zeiten zu.
Sogwirkung bei Brexit
Eine weitere politische Folge wird die Sogwirkung in anderen Mitgliedstaaten sein, wenn erstmals ein Staat aus der EU austritt. Gerade in solchen Ländern, in denen populistische Parteien derzeit einen sehr großen Zulauf haben und sich mehr oder weniger offen für einen Austritt aus der EU aussprechen. Aus meiner Sicht liefe das auf ein Ende der Europäischen Union hin, wie wir sie kennen […]“, warnte der Außenhandelschef.
Subsidiaritätsprinzip endlich mit Leben füllen
"[…] Brüssel muss sich wieder mehr um die große Linie kümmern und darf sich nicht im Klein-Klein verlaufen. Fragen der Migration, der gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik sowie des Binnenmarktes müssen europäisch gelöst werden. Sicher gibt es auch weiterhin den Bedarf an europaeinheitlichen Regeln. Gleichzeitig muss aber nicht jedes Detail harmonisiert werden. Wir müssen endlich dafür sorgen, dass das Subsidaritätsprinzip, das seit Maastricht 1992 vertraglich verankert ist, auch mit Leben gefüllt wird“, mahnte der BGA-Präsident an.
Quelle: BGA