In Deutschland fehlt es immer häufiger an Fachkräften – und das zeichnet sich schon bei den Auszubildenden ab: In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl unbesetzter Lehrstellen verdreifacht. Dabei gibt es allerdings deutliche Unterschiede zwischen Regionen und Berufen, zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW).
Zahl der Studenten wächst, immer weniger Azubis
Immer mehr Schüler machen Abitur und entscheiden sich dann für ein Studium. Diese Entwicklung ist einer der Gründe, warum es vielen Unternehmen mittlerweile schwer fällt, geeignete Auszubildende zu finden. Besonders hart trifft es Firmen in Ostdeutschland und Bayern, wie die IW-Untersuchung zeigt. Im Arbeitsagenturbezirk Greifswald blieb 2014 fast jede vierte Ausbildungsstelle unbesetzt (23,6 Prozent), in Passau waren es 14,6 Prozent. Die Gründe sind unterschiedlich: In Ostdeutschland ist die Zahl der Schulabgänger stark gesunken, in Bayern boomt die Wirtschaft, wodurch es einen steigenden Bedarf an Fachkräften und Azubis gibt.
Zudem kommt es auf das jeweilige Berufsfeld an, ob Unternehmen schwerer oder leichter Azubis finden. So blieben 2014 im Bereich „Unternehmensorganisation und Verwaltung“ bundesweit lediglich 2,5 Prozent der Stellen unbesetzt. Ganz anders sieht es in Lebensmittelberufen bei Köchen, Fleischern und Bäckern aus – hier fehlten für 19,1 Prozent der Ausbildungsplätze geeignete Bewerber.
Mehr Unterstützung für Arbeitgeber gefordert
„Arbeitgeber müssen leistungsschwächeren Schülern noch öfter eine Chance geben, aber dafür brauchen sie auch mehr externe Unterstützung“, fordert IW-Berufsforscher Sebastian Bußmann. Etwa durch die assistierte Ausbildung, bei der förderbedürftige Jugendliche und Ausbildungsbetriebe gleichermaßen unterstützt werden. Zugleich sollten Firmen versuchen, mehr Abiturienten von einer Ausbildung zu überzeugen und überregionaler denken. Denn bislang suchen gerade kleine und mittlere Unternehmen ihre Lehrlinge vor Ort. „Mit einfachen Mitteln wie Online-Anzeigen können Firmen ihre Stellen überregional bekannt machen und mehr Azubis anlocken“, sagt Bußmann. Die IW-Untersuchung wurde im Rahmen des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) erstellt, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird.
Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln)