Inzwischen decken Photovoltaikanlagen rund sechs Prozent des Strombedarfs in Deutschland. Alle neuen Solarstromanlagen müssen – seit 2012 – zur Netzstabilisierung beitragen. Dies gelingt durch die zusätzliche Einspeisung von sogenannter Blindleistung, mit der der sonst übliche Spannungsanstieg der Netzspannung verringert werden kann.
Ob die installierten Anlagen tatsächlich nach dieser Vorschrift arbeiten, untersuchte Marvin Lamskemper in seiner Bachelorarbeit. Dazu wählte der Student am Fachbereich Elektrotechnik und Informatik der FH Münster aus dem Versorgungsgebiet der Westnetz GmbH exemplarisch 23 Anlagen aus. „Hierzu musste ich die eingespeiste Leistung jeder einzelnen Anlage über mehrere Tage vermessen und anschließend auswerten", berichtet der 23-Jährige. „In Schlechtwetterperioden dauerte die Untersuchung sogar noch länger, da die Spannungsstabilisierung nur bei hohen Leistungen vorgeschrieben ist und somit auch nur bei Sonnenschein überprüft werden kann." Doch die Mühe habe sich gelohnt.
„Denn das Ergebnis ist eine echte Überraschung", sagt der Betreuer der Arbeit, Prof. Dr. Konrad Mertens. Fast die Hälfte aller untersuchten Anlagen erfüllt nämlich diese Vorschrift nicht. „Wir hatten erwartet, dass der Anteil der fehlerhaften Anlagen bei rund zehn Prozent liegt", so der Photovoltaik-Experte. Zumal die geforderte Funktion in allen seit 2012 installierten Photovoltaik-Wechselrichtern eingebaut ist. Dass die Zahl nun so viel höher liegt, begründet der Wissenschaftler damit, dass diese Funktion bei der Inbetriebnahme nicht aktiviert wurde. „Dies haben einige Installateure offenbar versäumt."
Michael Mühlenkamp, Leiter Netzbetrieb der Westnetz GmbH in Münster, zieht aus diesem Ergebnis Konsequenzen: „Wir werden ab sofort deutlich stärker darauf achten, dass die Anlagen entsprechend den Vorschriften in Betrieb genommen werden." Sollte es in Zukunft zu Spannungsproblemen im Außenbereich kommen, so werde anstelle eines Netzausbaus zunächst überprüft, ob die Spezialfunktion aktiviert wurde.
Quelle: Fachhochschule Münster
