Die norddeutschen Groß- und Außenhändler befinden sich aktuell in einer angespannten wirtschaftlichen Lage. Die Umsätze gehen weiter zurück und auch die Erwartungen der Branche für die kommenden sechs Monate haben sich weiter eingetrübt. Das ergab eine Umfrage des AGA Unternehmensverbandes unter seinen 3.500 Mitgliedsunternehmen in den fünf Küstenländern.
"Deutschland befindet sich aktuell in einer wirtschaftlichen Abwärtsspirale. Diesem Sog können sich auch die sonst optimistischen Groß- und Außenhändler nicht entziehen. Die Rentengeschenke der großen Koalition und die bürokratischen Belastungen der Mindestlohn-Umsetzung waren falsche Signale und haben der Regierung unnötig Handlungsspielräume genommen. Wir brauchen jetzt keine Lippenbekenntnisse und Konjunkturpakete sondern Infrastrukturinvestitionen und echten Bürokratieabbau", sagte Dr. Hans Fabian Kruse, Präsident des AGA Unternehmensverbandes, bei der Vorstellung der aktuellen Konjunkturumfrage.
Die Umsätze legten in der gesamten Branche im 3. Quartal 2014 gerade einmal um 0,1 Prozent zu – im 2. Quartal waren es noch 1,2 Prozent gewesen. So beurteilten 18 Prozent der Unternehmen ihre Gewinnsituation als positiv (Vorquartal: 21,1 Prozent), 26,6 Prozent als negativ (Vorquartal: 18,4 Prozent). Eine besonders schwache Entwicklung zeigte der Teilbereich Import. Hier verzeichneten die Unternehmen ein Umsatzminus von 0,6 Prozent nach einem Umsatzplus im 2. Quartal von 1,1 Prozent.
Die Perspektiven des Groß- und Außenhandels für die kommenden sechs Monate haben sich ebenfalls weiter eingetrübt: 35,3 Prozent der Firmen erwarten mehr (Vorquartal: 54,3 Prozent), 22,4 Prozent weniger (Vorquartal: 11,4 Prozent) Umsatz. Die Gewinnerwartung sinkt gleichermaßen: 17,7 Prozent der Unternehmen prognostizieren steigende Gewinne (Vorquartal: 24,5 Prozent), 32,8 Prozent sinkende Überschüsse (Vorquartal: 16,9 Prozent). Der AGA-Indikator, der die Einschätzung der gegenwärtigen und der erwarteten Ertragslage zusammenfasst, fällt drastisch von 122,1 auf 98,9 Punkte – das ist ein Minus von 19 Prozent oder 23,2 Punkten.
Im Regionalvergleich lag im 3. Quartal 2014 Schleswig-Holstein in Führung. So stieg der Umsatz dort um 2,2 Prozent an (Vorquartal: 1,8 Prozent), gefolgt von Bremen mit 2 Prozent (Vorquartal: 4,2 Prozent). Niedersachsen liegt mit 1,3 Prozent (Vorquartal: 4,4 Prozent) auf Platz drei und das Schlusslicht bildet wieder einmal Hamburg mit einem Umsatzwachstum von -1,7 Prozent (Vorquartal: 0 Prozent). Im Durchschnitt verzeichnete der norddeutsche Großhandel ein Umsatzplus von mageren 0,4 Prozent nach 2 Prozent im Vorquartal. Auch der Optimismus der norddeutschen Händler ist merklich gesunken: Durchschnittlich 41 Prozent der Firmen sind bis Ende März positiv gestimmt (Vorquartal: 58 Prozent). Besonders zurückhaltend sind die niedersächsischen Firmen mit 34 Prozent positiver Erwartung. Die Hamburger liegen mit 42 Prozent knapp über dem Durchschnittswert. Etwas optimistischer sind die Schleswig-Holsteiner Firmen mit 46 Prozent und die Bremer mit 45 Prozent.
Quelle: AGA Unternehmensverband