Die deutsche Wirtschaft befindet sich zur Jahresmitte in einem gemäßigten, aber soliden Aufschwung. Nach einem unauffälligen Jahresbeginn hat sich die Konjunktur im Laufe des zweiten Quartals etwas gefestigt. Vor allem die Industrieunternehmen konnten ihre Produktion spürbar ausweiten. Die Bestellungen aus dem Ausland nahmen überdurchschnittlich zu. Hier helfen die Belebung im übrigen Euroraum und der niedrige Eurowechselkurs. Im Bausektor fiel die Frühjahrsbelebung nach dem produktionsintensiven milden Winter allerdings gedämpfter aus. Dennoch bleiben seine Aussichten aufgrund der günstigen Rahmenbedingungen weiterhin gut. Wichtigste Triebfeder bleibt der private Konsum. Dank der positiven Entwicklung der Beschäftigung und der Einkommen befindet sich die Anschaffungsneigung der Verbraucher auf hohem Niveau. Auch ist die Stimmung in den Unternehmen gut. Allerdings wurde sie durch die griechische Krise etwas beeinträchtigt. Es ist wohl vor allem die Unsicherheit über den weiteren Fortgang, die Auswirkungen auf unternehmerische Entscheidungen in Deutschland und in anderen Ländern Europas haben könnte. Insbesondere die längerfristigen Auswirkungen der Griechenlandkrise sind schwierig abzuschätzen. Die kurzfristigen Ansteckungseffekte werden derzeit als relativ gering wahrgenommen.
Die Weltwirtschaft stabilisierte sich zuletzt nach relativ schwachem Jahresbeginn. Die weltweite Industrieproduktion hat bis April etwas an Schwung gewonnen. Die Dynamik bleibt aber noch verhalten. Im Euroraum scheint die konjunkturelle Entwicklung zuletzt stabil zu verlaufen. Nach dem verhaltenen Jahresbeginn dürfte sich das globale Wirtschaftswachstum etwas beschleunigen. Der Internationale Währungsfonds geht für dieses Jahr von einem Weltwirtschaftswachstum von 3,3 Prozent aus. Für das kommende Jahr wird mit einem Wachstum von 3,8 Prozent gerechnet.
Die deutschen Unternehmen haben ihre Warenausfuhren im Mai kräftig ausgeweitet. Im Vergleich zum Vormonat sind die nominalen Ausfuhren um 1,7 Prozent gestiegen. Im Dreimonatsvergleich ergibt sich ein Anstieg um +2,9 Prozent. Der Trend der nominalen Warenexporte zeigt damit weiterhin deutlich nach oben. Die Ausfuhrpreise sind zuletzt nach einem kräftigen Anstieg seit Beginn des Jahres leicht zurückgegangen.
Die deutsche Industriekonjunktur hat im zweiten Quartal etwas an Dynamik gewonnen. Im Mai wurde das Produktionsvolumen um weitere 0,4 Prozent ausgeweitet. Nach dem spürbaren Anstieg im Vormonat ist für das zweite Quartal insgesamt mit einem positiven Ergebnis zu rechnen. Auch die Umsätze konnten in den vergangenen zwei Monaten merklich gesteigert werden und kletterten dank positiver Impulse aus dem Ausland auf den höchsten Stand seit sieben Jahren. Die Auftragseingänge sind trotz eines leichten Rückgangs im Mai im Trend aufwärtsgerichtet und profitieren derzeit insbesondere von der steigenden Auslandsnachfrage.
Gleichwohl weist der erneute Rückgang des ifo Geschäftsklimas im Juni auf bestehende Risiken hin. Die Dynamik im Bausektor hat nach dem recht starken ersten Quartal vorübergehend etwas nachgelassen. Im Mai ging die Bauproduktion wie bereits im April zurück. Damit dürfte die Bauproduktion im zweiten Quartal hinter dem Ergebnis des ersten Quartals zurückbleiben. Insgesamt bleiben die Rahmenbedingungen für die Baubranche aber gut. Dies spiegelt sich unter anderem in dem gestiegenen Geschäftsklima wider. Der private Konsum dürfte seine Rolle als konjunkturelle Triebfeder beibehalten. Die positiven Entwicklungen am Arbeitsmarkt setzen sich gedämpft fort.
Quelle: BMWi