Lebendig diskutierten Experten am Donnerstag die Chancen und Herausforderungen, die das demnächst novellierte Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) mit sich bringt. Die geplante Rücknahmepflicht von Elektroaltgeräten im Handel stellte den Mittelpunkt des Fachgesprächs bei dem Elektrofachhändler Kerber GmbH & Co. KG in Osnabrück dar. Der Osnabrücker Umweltdienstleister Hellmann Process Management GmbH & Co. KG (HPM) hatte das Gespräch im Rahmen der Kampagne "eSchrott Recycling" initiiert.
André Pohl, Geschäftsleiter Hellmann Process Management, erläuterte den gesetzlichen Hintergrund des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes (ElektroG) sowie die Neuerungen, die der im Februar 2014 vorgelegte Referentenentwurf zur Novellierung des ElektroG mit sich bringt. Der gesetzlichen Verpflichtung der Händler zum Sammeln von Altgeräten sehe ich ganz gelassen entgegen", sagte Dr. Thomas Richter, Geschäftsführer Kerber, "wir sammeln jetzt schon Altgeräte unserer Kunden und entsorgen sie über kommunale Sammelstellen." Durch seine Verkaufsfläche von unter 400 m² ist Richter auch zukünftig nicht dazu verpflichtet, Kleingeräte mit einer Kantenlänge von bis zu 25 cm zurückzunehmen. Doch: "Wenn ein Kunde Kleingeräte zu entsorgen hat, nehmen wir diese auch mit. Das gehört zum Service."
Oliver Balke, Geschäftsführer Busmann OHG pflichtete Richter bei, die gleiche Vorgehensweise in seinem Elektrofachhandel zu praktizieren. Für Händler, die Elektroaltgeräte zurücknehmen, zeigte Pohl die Möglichkeit auf, diese als Sammelstelle in die kostenlose Recyclingsuche-App "eSchrott" aufzunehmen. So würde den Bürgern ein möglichst dichtes Netz an Sammelstellen in ihrem Umkreis geboten. Die Dringlichkeit, zukünftig mehr Elektroaltgeräte sammeln zu müssen, sahen alle Teilnehmer. "Wir können es uns nicht mehr leisten, so viele Rohstoffe neu zu verbrauchen", stellte Frank Otte, Stadtbaurat der Stadt Osnabrück, fest. "Elektroschrott ist dabei gar nicht der treffende Begriff, da Elektroaltgeräte wertvolle Rohstoffe enthalten."
Dabei stellte Otte infrage, ob die Sammlung über den Handel die richtige Lösung sei. Denn auf ländlichem Gebiet, auf dem Sammelplätze häufiger fehlen würden, gäbe es heute auch kaum noch Elektrohändler. Sein Vorschlag: "Wir sollten regionale Modelle umsetzen, um mehr Elektroaltgeräte zu sammeln. Zum Beispiel erscheint eine Zusammenarbeit von Kommunen und Handel sinnvoll." Kontrovers wurde vor allem über die Finanzierung der geplanten Rücknahmeverpflichtung im Handel diskutiert. Balke, Geschäftsführer des Elektrofachhandels Busmann OHG, dazu: "Die Finanzierung des Systems ist problematisch. Ob Hersteller oder Handel die Kosten tragen, die Geräte werden teurer und es trifft am Ende uns und unsere Kunden." Schon heute ist es Kommunen möglich, gesammelte Altgeräte selbst zu vermarkten, zu optieren. Dazu meint Michael Köster, Umweltreferent für Entsorgung bei Miele & Cie. KG: "Qualität beinhaltet für uns als Hersteller transparente Rücknahmewege und eine umweltgerechte Entsorgung. Daher müssen die Wege der entsorgten Elektroaltgeräte für uns nachvollziehbar bleiben.
Wenn Kommunen oder Händler die Altgeräte selbst vermarkten, können wir nicht sicherstellen, wo die Geräte landen. Doch die Produktverantwortung tragen wir letztendlich mit." In einem waren sich alle Teilnehmer einig: Es reicht nicht, die Rücknahme von Elektrogeräten zwischen Herstellern, Handel und Kommunen zu organisieren. Der Bürger und Konsument von Elektrogeräten müsse zum Umdenken bewegt werden. Dr. Richter, Geschäftsführer Kerber, stellt folgenden Trend fest: "Langlebigkeit von Produkten wird gar nicht mehr geschätzt, die Kunden wollen Geräte immer schneller durch modernere ersetzen." Das müsse erst einmal bewusst gemacht und wieder geändert werden. Doch "Kundenmotivation ist keine einfache Aufgabe", bemerkte Dr. Jörg Lefèvre, Abteilung Umwelttechnik der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, und erfordere "eine motivierende und interessante Ansprache, um den Bürger zur Abgabe von Altgeräten zu bewegen".
Das Fachgespräch fand im Kontext der Informationskampagne "eSchrott Recycling" statt. Mit einer interaktiven und medialen Wanderausstellung vermittelt Hellmann Process Management Hintergründe und Anreize für eine fachgerechte Entsorgung von ausrangierten Elektrogeräten. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert dieses Vorhaben, das sich besonders an Jugendliche und Verbraucher von Elektrogeräten, aber auch an den Handel richtet. Ziel ist es, das Bewusstsein für das Thema Altgeräte-Entsorgung in der Bevölkerung zu erhöhen und die Sammelquoten von Elektroaltgeräten zu steigern.
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