Der türkische Solarmarkt bietet große Chancen, aber ist kein Ort für schnelle Geschäft. Das ist eines der Ergebnisse der PV Power Plants – Turkey-Konferenz, die gestern in Istanbul gestartet ist. Rund 200 Industrieexperten nehmen an der zweitägigen, von Solarpraxis und pv magazine group veranstalteten Konferenz teil.
Steigende Preise für konventionelle Energien, ein großer Energiehunger, Einspeisetarife mit einem Standardpreis von 0,133 $/kWh und das höchste Solarpotenzial in Europa locken internationale Solarunternehmen in die Türkei. Das Potenzial für die Photovoltaik wird bei rund 500 GW veranschlagt. Es wird erwartet, dass bis zum Jahr 2023 rund 7 bis 10 GW Photovoltaik-Leistung installiert werden, meinte Sener Oktik, Präsident des türkischen Solarenergie-Industrieverbands GENSED. In der ersten Runde zur Lizenzvergabe im vergangenen Juni wurden Anträge in der Größe von 9 GW an Projekten, die mehr als 1 MW umfassen, eingereicht. Damit wurde der Deckel von 600 MW bei weitem überschritten.
Tatsächlich wurde jedoch noch keine einzige Lizenz für Projekte mit mehr als 1 MW Leistung genehmigt. Bisher liegt die insgesamt installierte PV-Leistung in der Türkei bei lediglich rund 12 MW. Treibende Kraft für die 100 bis 200 MW an neuer Photovoltaik-Kapazität, die in diesem Jahr installiert werden soll, sind die lizenzfreien Projekte unter 1 MW. Viele dieser Projekte zielen auf die Nutzung von Gewerbedächern zum Eigenverbrauch ab. Insgesamt wurden mehr als 357 MW an lizenzfreien Projekten beantragt, erklärt Yalcin Kiroglu vom Verband für unlizensierte Stromgewinnung (LI-DER).
Auf der Konferenz wurde jedoch klar, dass auch die nicht-lizenzierten Solarprojekte verschiedene Bewerbungs- und Genehmigungsstufen auf lokaler und nationaler Ebene durchlaufen müssen. Im Allgemeinen ist die Bürokratie das Haupthindernis für eine schnellere Entwicklung des türkischen Photovoltaik-Marktes, wie mehrere Redner unterstrichen. Um hier voranzukommen, bedürfe es Geduld und Zeit sowie insbesondere lokaler Mitarbeiter oder Partner mit einem guten Netzwerk zu den zuständigen Behörden und guten rechtlichen Kenntnissen sowie Kenntnissen über die örtlichen Rahmenbedingungen.
Weitere Einschränkungen liegen in der Verfügbarkeit von Land für Freiflächenanlagen, da Solarparks nicht auf landwirtschaftlichen Nutzflächen errichtet werden dürfen, betonte Egemen Seymen von CSUN. Auch die teilweise schwierige Projektfinanzierung durch Banken vor Ort sei problematisch. Die Netzanbindung und die Netzkapazität, fehlende Erfahrung in der Installation von Anlagen sowie die Qualitätssicherung seien weitere Hindernisse beim Ausbau der Photovoltaik in der Türkei.
Dennoch herrscht auf der Konferenz vorsichtiger Optimismus. Nachdem die Kinderkrankheiten überwunden und einige Erfahrungen gemacht worden seien, erwarten Unternehmer wie Mustafa Tiris von dem Energieunternehmen T-Dinamik eine neu installierte PV-Leistung von mindestens 500 MW jährlich in der Türkei ab 2016.
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