Der heute vorgelegte weltweite Konjunkturausblick der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) belegt das Ausmaß der hausgemachten Krise des Standorts Deutschland: Während für die Weltwirtschaft 2025 ein Wachstum von 3,1 Prozent erwartet wird, halbierte die OECD die Wachstumserwartung für Deutschland auf nur 0,4 Prozent. Damit ist Deutschland weiterhin abgehängt, selbst innerhalb des Euro-Raumes, für den 1,0 Prozent Wachstum erwartet werden.
„Die Zahlen zeigen einmal mehr, dass Deutschland vom weltweiten Wachstum abgekoppelt bleibt”, betont Gesamtmetall-Chefvolkswirt Lars Kroemer. “Die Politik hat die Standortbedingungen nachhaltig geschädigt und das Land in eine Deindustrialisierung geführt. So lag die Produktion in der Metall- und Elektro-Industrie, der mit 3,9 Millionen Beschäftigten größten deutschen Industriebranche, Ende 2024 um 9,2 Prozent unter dem Niveau von 2015, während gleichzeitig die Industrieproduktion weltweit um 19,2 Prozent gestiegen ist. Noch nie haben die M+E-Unternehmen ihre Wettbewerbslage gegenüber dem Ausland so lange so schlecht bewertet. Die Politik kann daher nicht auf globale Trends als Ausrede verweisen. Es sind die Standortfaktoren, die Folge von eigenen politischen Entscheidungen sind.”
Auch für 2026 wurden die Wachstumserwartungen für Deutschland durch die OECD nach unten korrigiert. Auch Sicht der OECD müssen die Staaten durch Haushaltsdisziplin die Tragfähigkeit der Schulden gewährleisten und die Spielräume für Reformen nutzen, um das Produktivitätswachstum zu fördern.
Mit Blick auf die laufenden Koalitionsverhandlungen betonte Lars Kroemer: „Schulden sind kein Ersatz für die dringend notwendigen Strukturreformen in unserem Land. Bei einer Staatsquote von 50 Prozent wären noch mehr Staatskonsum oder Sozialleistungen unverantwortlich. Deutschland braucht stattdessen den Politikwechsel in der Wirtschafts- und Sozialpolitik, um wieder wettbewerbsfähig werden. Es braucht Reformen und Sparmaßnahmen, um Arbeitskosten, Steuern und Energiepreise zu senken und gleichzeitig in die Verteidigung zu investieren. Vor allem in der Sozialpolitik ist der angekündigte Politikwechsel noch nicht erkennbar. Dies hat unmittelbare Auswirkung auf die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes und auf die Nettoeinkommen der Bürger. Sonst gehen sowohl die Deindustrialisierung und der Arbeitsplatzabbau als auch der Vertrauensverlust der Wähler in die Problemlösungsfähigkeit und -bereitschaft der Politik ungebremst weiter.“