Damit die Fachkräftelücke geschlossen werden kann, wünscht sich die große Mehrheit der Menschen in Deutschland mehr Engagement der Politik. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter mehr als 1.000 Personen ab 18 Jahren. So stimmen 87 Prozent der befragten Bürger quer durch alle Altersklassen dafür, dass die Politik die Zuwanderung von auf dem Arbeitsmarkt gefragten nicht-akademischen Berufen, wie etwa Pfleger oder Handwerker, fördern sollte. Auch die Zuwanderung in akademischen Mangelberufen, wie etwa IT-Spezialisten oder Ärzte, sollte nach Ansicht der Bürger politisch gezielt gefördert werden. Drei Viertel aller Befragten (75 Prozent) sind dafür. Am Mittwoch will sich das Bundeskabinett mit dem Gesetzentwurf zur Einwanderung von Fachkräften beschäftigen. „Bitkom setzt sich seit Jahren für die Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften ein. Wir drängen darauf, dass das Fachkräftezuwanderungsgesetz noch in diesem Jahr beschlossen wird“, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. Der Fachkräftemangel könne schon sehr bald zur bedrohlichen Wachstumsbremse werden. „Eine rasche Einigung ist dringend nötig. Jede offene Stelle bedeutet einen Verlust von Wertschöpfung und ein Weniger an Innovation am Wirtschaftsstandort Deutschland.“
Große Mehrheit meint: Zuwanderung ist dringend nötig
Zwei Drittel aller Befragten (67 Prozent) sind der Meinung, dass Zuwanderung sogar dringend nötig ist, um Wohlstand und Wirtschaftswachstum in Deutschland zu halten. Dabei gibt es kaum Unterschiede in den Altersgruppen. So stimmen 67 Prozent aller 18- bis 29-Jährigen, 66 Prozent aller 30- bis 49-Jährigen, 70 Prozent aller 50- bis 64-Jährigen und 66 Prozent der Generation 65 Plus dieser Aussage zu.
„Wir brauchen ein modernes und zeitgemäßes Fachkräftegesetz“, ergänzte Rohleder. Modern bedeute zum einen, dass mehr ausländische Studienabschlüsse anerkannt würden. „Eine weitgehende Vergleichbarkeit ausländischer mit deutschen Studienabschlüssen ist nicht nur zeitaufwändig und teuer, sondern in vielen Bereichen schlichtweg überflüssig“, so Rohleder. “In der IT spielen Studienabschlüsse eine nachrangige Rolle, einschlägige Qualifikationen werden meist durch spezielle Schulungen erworben und durch Zertifikate nachgewiesen.” Auch das Pochen auf ein bestimmtes deutsches Sprachniveau sei längst nicht mehr in jeder Branche notwendig. „Gerade in Digitalunternehmen, in denen bereits heute häufig Englisch die Arbeitssprache Nummer eins ist, ist der Nachweis guter Deutschkenntnisse anachronistisch und führt im Zweifel dazu, dass fachlich sehr qualifizierte und dringend gebrauchte Spezialisten einen Bogen um Deutschland machen“, sagte Rohleder. Ein Softwareentwickler müsse gut coden können, und allein darauf käme es an.
Quelle: Bitkom