„Familienunternehmen denken und planen automatisch langfristiger“

Familienunternehmen gelten als Rückgrat der deutschen Wirtschaft.
Marie-Christine Ostermann, seit einem Jahr Präsidentin des Verbandes „Die Familienunternehmer“ und geschäftsführende Gesellschafterin eines familiengeführten Unternehmens in vierter Generation, spricht im Interview mit der ElektroWirtschaft über politische Maßnahmen, Standort-Attraktivität und Digitalisierung.

ElektroWirtschaft: Familienunternehmen gelten als Rückgrat der deutschen Wirtschaft.
Welche konkreten Herausforderungen sehen Sie aktuell für Familienunternehmen in Deutschland?

Marie-Christine Ostermann: Wie es um die Familienunternehmer in Deutschland steht, machen folgende Zahlen deutlich, die wir unter unseren 6.500 Mitgliedsunternehmen erhoben haben. Für 69 Prozent der Familienunternehmer hat sich die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland in den letzten 24 Monaten für ihr Unternehmen verschlechtert.
Die größten Investitionshemmnisse sind Bürokratiekosten bzw. administrative Überregulierung. Das sagen 63 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer.
Es folgt die unberechenbare Finanz- und Wirtschaftspolitik (50 Prozent). Zweieinhalb Jahre Ampelregierung haben wirtschaftspolitisch ihre Spuren hinterlassen.
Die Unternehmerinnen und Unternehmer im Land können nur noch schwer mit der internationalen Konkurrenz mithalten und entscheiden sich deshalb immer häufiger gegen vor allem Erweiterungsinvestitionen
im Inland. Ärgerlich ist die Lage deshalb, weil die größten Investitionshemmnisse politikgemacht sind, zum Beispiel beim
Thema Bürokratie. Die Enttäuschung über nicht eingehaltene Entlastungsversprechen wächst in der Unternehmerschaft rasant.
So muss Deutschland seine Stimme in Brüssel lauter für Entbürokratisierung erheben und immer neuen Regelungen einen Riegel
vorschieben. Mit dem Lieferkettengesetz, der Taxonomie und der nun umzusetzenden CSR-Richtlinie wird dem Mittelstand die Luft zum Atmen genommen. Allein die Umsetzung der CSR-Richtlinie in deutsches Recht bedeutet für Unternehmen in Deutschland zusätzliche Bürokratielasten
von 1,4 Milliarden Euro. Das allein vernichtet die Hälfte der Entlastung aus dem lang umkämpften Wachstumschancengesetz.


ElektroWirtschaft: Viele Familienunternehmen kämpfen mit Standortproblemen. Laut Ihrer Jahresumfrage bereitet die Bürokratie
durch Berichtspflichten den Unternehmern die größten Sorgen. Welche Maßnahmen der Politik könnten hier Erleichterung schaffen?


Marie-Christine Ostermann: Ja, laut unserer Jahresumfrage setzen die Unternehmer auch 2024 die Bürokratie durch Berichtspflichten erneut auf Platz Eins ihrer größten Sorgen. 83 Prozent sehen das so nach 79 Prozent im Vorjahr. Die Regierung ist mit ihrem Versprechen der Entbürokratisierung krachend gescheitert.
Schuld daran ist auch, dass EU-Kommission und EU-Parlament uns Unternehmer mit immer neuer und immer teurerer Bürokratie bewegungsunfähig machen. Nach der Europa-Wahl muss die Kommission schleunigst „business first“ zum Motto ihrer
Arbeit machen, statt weiter Lieferketten…

Das komplette Interview lesen Sie in der ElektroWirtschaft 7-2024.

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