Der Finanzierungsbedarf für die Energiewende ist enorm. Die deutsche Energiewirtschaft rechnet bis 2030 mit Investitionen in Höhe von 721 Milliarden Euro – bis 2035 sogar mit 1,2 Billionen Euro. Die Gelder werden insbesondere für den Ausbau erneuerbarer Energien, den erforderlichen Aus- und Umbau der Strom-, Fernwärme- und Gasnetze, die Dekarbonisierung des Wärmesektors und den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft benötigt. Die erforderlichen Investitionen können nur gestemmt werden, wenn Energieunternehmen, Finanzwirtschaft und der Staat an einem Strang ziehen und alle Möglichkeiten der Finanzierung ausschöpfen. Die Mobilisierung von privatem Kapital ist hierbei von zentraler Bedeutung, um die Energiewende zu ermöglichen.
Es wird einen ganzen Strauß an Finanzierungsinstrumenten brauchen, um diese Investitionen zu stemmen. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) schlagen deshalb gemeinsam mit dem Beratungshaus Deloitte einen Energiewende-Fonds (EWF) vor. Der Energiewende-Fonds ist ein wichtiger Baustein für die Finanzierung der Energiewende. Mit diesem Fonds könnte allen Energieunternehmen beispielsweise über stille Einlagen und Genussrechte (sogenanntes Hybridkapital) oder klassische Unternehmensbeteiligungen privates Eigenkapital bereitgestellt werden. Das Anfangskapital des EWF sollte bei 30 bis 50 Milliarden Euro liegen.
Bisher sind Investitionen in die Energiewende weitgehend kreditfinanziert. Weil aber die Investitionstätigkeit und damit die Finanzierung in den kommenden Jahren um ein Vielfaches gesteigert werden müssen, würde die vermehrte Aufnahme von Fremdkapital die Eigenkapitalquote der Unternehmen senken. Um dennoch auch zukünftig für Kreditgeber attraktiv zu sein, muss in vielen Unternehmen zunächst die Eigenkapitalquote wieder erhöht werden.
Dafür muss privates Kapital mobilisiert werden, dass jedoch in einem direkten Wettbewerb mit anderen Investitionsmöglichkeiten steht. Hier setzt der Energiewendefonds an: Er adressiert den hohen Eigenkapitalbedarf der Energieunternehmen. Da Eigenkapital aufgrund eines höheren Risikos das teuerste Kapital auf dem Finanzmarkt ist, sollen professionelle Fondsstrukturen sowie staatliche flankierende und risikominimierende Maßnahmen (wie finanzielle Garantien oder Bürgschaften durch Bund und Länder) für Konditionen sorgen, die sowohl für Kapitalnehmer als auch für Kapitalgeber attraktiv sind.
Ohne ausreichende und langfristig verlässliche Renditen – sowohl für die Energiewirtschaft als auch für private Kapitalgeber – wird die Energiewende nicht finanzierbar sein und nicht zustande kommen. Es ist daher eine der wichtigsten Aufgaben der Politik, einen Investitionsrahmen zu schaffen, der verschiedene Finanzierungswege und wirtschaftlich attraktive Energiewendeprojekte ermöglicht. Neben der Stärkung des Eigenkapitals brauchen insbesondere Investitionen in den Netzausbau und in erneuerbare Energien einen zukunftsfähigen regulatorischen Finanzierungsrahmen, der dem Finanzmarktumfeld entspricht und Kapitalrückflüsse sicherstellt.