Demografischer Wandel: Wohnungswirtschaft vor großen Herausforderungen

Die Wohnungswirtschaft steht vor der Aufgabe, die wachsende Zahl älterer Menschen mit bezahlbarem und altersgerechtem Wohnraum zu versorgen. Zahlreiche Wohnungsunternehmen setzen sich zwar mit den Themen barrierefreies Wohnen und Service-Wohnen für Seniorinnen und Senioren auseinander, aber noch nicht ausreichend viele entwickeln Strategien für das Wohnen im Alter. Das geht aus einer vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) geförderten Studie hervor, die in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin, der Zimraum GmbH und dem Swiss Real Estate Institute entstanden ist.

Die Forscher befragten Wohnungsunternehmen in Deutschland und der Schweiz und werteten Praxisbeispiele aus. Aus Sicht der Forscher entwickeln Unternehmen bisher in einem zu geringen Maße Strategien zur Versorgung älterer Menschen mit altersgerechtem Wohnraum, weil sie auf stark nachgefragten Wohnungsmärkten Wohnungen in der Regel schnell vermieten können und andere Themen das Tagesgeschäft dominieren. Anreize ergeben sich der Studie zufolge dann, wenn ältere Menschen auf Wohnungsmärkten mit geringer Nachfrage eine wichtige Zielgruppe sind, wenn Nachhaltigkeitsfonds Auflagen zu Themen wie gefördertem Wohnungsbau oder Quartiersversorgung machen oder wenn Verantwortliche in Unternehmen den Willen haben, eine Strategie zum Wohnen im Alter umzusetzen.

Ein zentraler Hebel, damit die Versorgung von älteren Menschen mit altersgerechten Wohnungen gelingt, ist die Verzahnung von Handlungsfeldern: Unternehmen sollten Mieterinnen und Mieter für das Wohnen im Alter sensibilisieren, ein passendes Wohnungsangebot vorhalten, es mit Blick auf ältere Menschen vermarkten und diese gezielt bei der Vermietung berücksichtigen. Mit der Bereitstellung von Ansprechpartnern verbessern Wohnungsunternehmen die Kommunikation mit älteren Menschen und können deren Anliegen so besser berücksichtigen. Bei vielen Aufgaben können auch Dienstleister und Kooperationspartner unterstützen, zum Beispiel bei sozialen Angeboten im Quartier. Die Studie identifiziert insgesamt elf Handlungsfelder, auf denen Wohnungsunternehmen aktiv werden können und leitet aus Praxisbeispielen Empfehlungen für die Umsetzung ab. 

Wohnraum für ältere Menschen mit kleinem Geldbeutel fehlt

Als größte Herausforderung benennt die Studie die Verteilung von bezahlbaren Wohnungen an ältere Menschen mit kleinem Geldbeutel. Diese gelingt auf stark nachgefragten Wohnungsmärkten allerdings nur, wenn Unternehmen das Vermietungsmanagement explizit beauftragen, diese Zielgruppe anzusprechen und bei der Vermietung zu bevorzugen – weil sie eine Strategie für das Wohnen im Alter haben, eigenes Engagement sichtbar machen wollen oder Vorgaben von Kommunen zur Belegung von Wohnungen umsetzen. Auch kooperative Ansätze wie Runde Tische können einen Anreiz zum Handeln bieten. Der Datenschutz und der Grundsatz einer diskriminierungsfreien Vermietung wirken für die Ansprache und Identifikation der Zielgruppe im Bewerbungsprozess allerdings oft als Hemmnis.

Die Studie zeigt auch, dass vor dem Hintergrund geringer Anreize und drängender Themen wie der steigenden Bau- und Finanzierungskosten ein zielgruppen- und damit subjektorientiertes Vorgehen häufig besonders zielführend ist. Maßnahmen können sich beispielsweise an besonders bedürftige Mieterinnen und Mieter richten. Damit kommt Unterstützung dort zum Tragen, wo der Bedarf am größten und die Wirkung unmittelbar ist.

Das Projekt wurde gefördert aus Mitteln der Zukunft- Bau-Forschungsförderung vom BBSR im Auftrag des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.

Weitere Infos unter www.bbsr.bund.de

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