Der Abwärtstrend in der deutschen Industrie scheint sich abzuschwächen. Das signalisieren die von S&P Global durchgeführten Umfrage-Ergebnisse zum HCOB Einkaufsmanagerindex (EMI). Danach gingen im November sowohl die Produktion als auch die Auftragseingänge so geringfügig zurück wie seit sechs Monaten nicht mehr. Negativ schlägt allerdings zu Buche, dass die Geschäftsaussichten der Unternehmen trotz leichter Verbesserung insgesamt pessimistisch blieben.
Wie der US-amerikanische Finanzdienstleister weiter mitteilte, legte der EMI im Berichtsmonat zwar zum vierten Mal in Folge zu und notierte nach 40,8 im Oktober aktuell bei 42,6 Punkten. Dennoch liegt er weiter deutlich unter der Referenzlinie von 50,0.
Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:
Produktion: Die Schrumpfungsrate der Produktion hat sich im November erneut abgeschwächt. So entfernte sich der saisonbereinigte Teilindex weiter vom Tief im September und kletterte auf den höchsten Stand seit Mai. Die Sektor-Daten zeigen, dass sich die Fertigung im Konsumgüter- und im Investitionsgüterbereich jeweils einem stabilen Niveau genähert hat, sodass der Vorleistungsgüterbereich nun der Hauptschwachpunkt ist.
Auftragseingang: Hersteller, deren Produktionsrate niedriger war, schrieben dies meist der Nachfrageflaute und dem damit einhergehenden Rückgang im Auftragseingang zu. Die Anzahl der Neuaufträge ist nun schon seit 20 Monaten rückläufig und wie in der jüngsten Vergangenheit lag dies laut EMI-Umfrageteilnehmern vor allem an der Unsicherheit unter den Kunden, dem anhaltenden Lagerabbau und der schleppenden Baukonjunktur. Zwar fiel das Minus im historischen Vergleich wieder kräftig aus, es schwächte sich aber zum dritten Mal in Folge ab und war so geringfügig wie seit Mai nicht mehr.
Auftragseingang Export: Auch die Nachfrage aus dem Ausland ging im Berichtsmonat weniger stark zurück als zuletzt. Hier wurden die geringsten Einbußen seit April verzeichnet. Dennoch meldeten erneut fast doppelt so viele Unternehmen einen Rückgang (31 Prozent) im Vergleich zu denen, die Exportzuwächse verbuchten (16 Prozent). In vielen Fällen wurden die enttäuschenden Verkaufszahlen in Europa als Ursache genannt.
Geschäftsaussichten: Den jüngsten Daten zufolge hellt sich der Geschäftsausblick im Verarbeitenden Gewerbe Deutschland zusehends auf. Demnach hat sich der dazugehörige Teilindex weiter von seinem 10-Monatstief im September entfernt und den höchsten Stand seit Mai erreicht. Nichtsdestotrotz rangiert er immer noch im negativen Bereich und spiegelt die Sorgen vieler Manager hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage im In- und Ausland, der schwachen Baubranche, der hohen Kosten sowie der anhaltenden geopolitischen Spannungen wider.
Beschäftigung: Der Stellenabbau in der Industrie hält nicht nur seit fünf Monaten an, er hat sich auch beschleunigt und fiel so kräftig aus wie seit über drei Jahren nicht mehr. Rund 18 Prozent der EMI-Umfrageteilnehmer meldeten ein Minus und begründeten dies meist damit, dass befristete Verträge nicht verlängert und Mitarbeiter, die das Unternehmen verlassen haben, nicht ersetzt wurden. Die Beschäftigung sank in allen drei erfassten Teilbereichen.
Einkaufspreise: Der saisonbereinigte Teilindex Einkaufspreise notierte – wie in jedem Monat seit Februar 2023 – auch im November unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten und signalisierte den stärksten Rückgang seit drei Monaten. Neben der anhaltend schwachen Nachfrage über die gesamte Lieferkette hinweg berichteten einige Manager auch von rückläufigen Rohstoffpreisen und Rabatten seitens der Zulieferer.
Verkaufspreise: Die durchschnittlichen Verkaufspreise sinken seit mittlerweile einem halben Jahr. Zahlreichen Umfrageteilnehmern zufolge war vor allem der harte Wettbewerb um Neuaufträge ein Faktor. Darüber hinaus gaben einige Unternehmen die niedrigeren Einkaufspreise an ihre Kunden weiter. Der Rückgang schwächte sich zum dritten Mal in den vergangenen vier Monaten ab und fiel so geringfügig aus wie seit Juni nicht mehr.
Über den EMI: Der HCOB Einkaufsmanagerindex Deutschland (EMI) gibt einen allgemeinen Überblick über die konjunkturelle Lage in der deutschen Industrie. Er ist eine Momentaufnahme der Geschäftssituation im Verarbeitenden Gewerbe und ein gewichteter Durchschnitt der Messwerte für Neuaufträge, Produktion, Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormateriallager. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des BME. Er wird von S&P Global, einem börsennotierten US-amerikanischen Finanzdienstleistungskonzern, erstellt und beruht auf der Befragung von rund 500 Einkaufsleitern und Geschäftsführern der Verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (S&P Global US Manufacturing PMI).