Der Aufbau eines Batterierecyclings in der EU wird nach einer Studie der RWTH Aachen und der Unternehmensberatung PwC bis 2035 rund neun Milliarden Euro kosten, sich aber lohnen:
Nach einer längeren Durststrecke werde die Wiederverwertung der Akkus von E-Autos in Europa schon vor 2035 ein rentables und nachhaltiges Geschäft sein, sagte PwC-Branchenexperte Jörn Neuhausen. „Recyceltes Material könnte im Jahr 2035 bis zu 30 Prozent des Bedarfs an Lithium, Nickel und Kobalt in der Batteriezellenproduktion ausmachen.“
Die generell steigende Elektrifizierung und die zunehmende Batterieproduktion für E-Autos werde den Recyclingmarkt in Europa vorantreiben, sagte Achim Kampker, Professor an der RWTH Aachen. In den nächsten Jahren würden vor allem Abfälle aus den wachsenden Gigafactorys wiederverwertet, in den Recyclinganlagen werde es noch Überkapazitäten geben.
Experten rechnen in den kommenden Jahren mit keinen großen Mengen an Altbatterien. Frühestens in zehn Jahren sollen Elektroautobatterien für den Recyclingmarkt zur Verfügung stehen. Dieser Ansicht ist Alex Gorman, Bergbauanalystin bei der britischen Investmentbank Peel Hunt.
Markt soll ab 2030 andere Richtung einschlagen
Ab 2030 dürfte sich der Markt jedoch drehen, weil dann die erste größere Menge von E-Autos ausgemustert werde, sagte Kampker. Ab dann werde der Recyclingmarkt voll ausgelastet sein. Das setze indes Investitionen von mehr als 2,2 Mrd € für die jährliche Aufbereitung von rund 570.000 Tonnen Batteriematerial voraus, heißt es in der Studie. „Um auch ab 2035 noch alle recycelbaren Materialien verarbeiten zu können, werden die Marktteilnehmer weitere sieben Mrd € für ihre Recyclingkapazitäten aufwenden müssen“, sagte Kampker.
Wegen der hohen Investitionskosten werde sich der aktuelle Aufbau der Wertschöpfungskette in Richtung großer Recyclingzentren entwickeln. Die Kombination aus hohem Materialaufkommen und niedrigen Recyclingkosten werde jedoch ein ideales Marktumfeld für die Batterieindustrie schaffen.
Als Vorreiter beim Batterierecycling gelten Südkorea und China mit ihren Vorgaben aus dem Jahr 2013, etwa 90 Prozent der Batterien wieder zu verwerten, sagte PwC-Branchenexperte Neuhausen. Die EU legt mit ihrer Anfang Juli verabschiedeten Batterieverordnung nun ebenfalls Mindestanteile von rückgewonnenen Rohstoffen wie Kobalt, Blei und Lithium in neuen Batterien fest. Die Verordnung setzt das Ziel, bis Ende 2027 mindestens 50 Prozent und bis Ende 2031 mindestens 80 Prozent des Lithiums aus Altbatterien zu verwerten.
Quelle: EUWID/dpa