Trotz eines weltweit stagnierenden Fahrzeugmarkts haben die Verkäufe für batterieelektrische Fahrzeuge und Plug-in-Hybride 2022 um 55% zugelegt und erstmals die 10-Millionen-Schallmauer durchbrochen. China bleibt dabei der absolute Leitmarkt: Mit knapp 6 Millionen verkauften E-Autos (plus 82% im Vergleich zu 2021) liegt das Land deutlich vor Europa mit 2,6 Mio. verkauften Fahrzeugen und den USA mit knapp 1 Mio. E-Autos. Das Wachstum in Europa liegt mit nur 14% Zuwachs auf dem Niveau von vor fünf Jahren. Auf Länderebene führt Norwegen mit 89% E-Auto-Anteil bei den Neuzulassungen die Marktseite klar an, während China auf Industrieseite mit einem Anteil von fast zwei Dritteln an allen produzierten E-Autos weiter enteilt. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse des McKinsey Electric Vehicle Index (EVI), mit dem die Unternehmensberatung McKinsey & Company regelmäßig die Entwicklung der E-Mobilität in den 15 wichtigsten Ländern misst.
Rekordjahr 2022 – China entlang der Wertschöpfungskette dominant
„2022 war ein absolutes Rekordjahr für die E-Mobilität – vor allem für China“ sagt Patrick Schaufuss, Partner im Münchner Büro von McKinsey und Experte für die E-Mobilität. „Nicht nur bei den Verkäufen und in der Produktion ist China vorne, auch entlang der gesamten Wertschöpfungskette bis hin zur Batterieproduktion und den Rohmaterialien hat China eine starke Position.“
In China haben E-Autos 2022 28 Prozent Marktanteil erreicht – die absoluten Topmärkte in dieser Hinsicht liegen allerdings in Europa: Norwegen (89 Prozent), Schweden (57 Prozent), Finnland (39 Prozent), Dänemark (39 Prozent) und Niederlande (35 Prozent). Auch Deutschland lag mit 33 Prozent Anteil von E-Autos vor China. Im EVI-Ranking verliert Deutschland allerdings auf der Marktseite, da die Förderungen sukzessive reduziert werden und die Betriebskosten für E-Autos durch hohe Strompreise im internationalen Vergleich recht hoch liegen. Auch im Industrie-EVI verliert Deutschland einen Platz und liegt nur noch auf Rang 3 hinter China und den USA. Dieser Rückgang erklärt sich vor allem durch einen niedrigeren erwarteten Anteil an der E-Auto-Produktion auf knapp 20 Prozent – auf Augenhöhe mit den USA.
Schaufuss: „Einige deutsche Hersteller konzentrieren sich immer stärker auf das Premiumsegment; im Volumensegment ist ein starker Wettbewerb von chinesischen Herstellern zu erwarten. Viele Investitionen westlicher Autobauer sind aktuell in der Pipeline – wir werden starke Aktivitäten nicht nur in China, sondern auch in den USA sehen.“
Kunden können sich weltweit auf eine immer größere Modellauswahl freuen: Bis 2025 kommen über 600 neue E-Auto-Modelle auf den Markt – die meisten davon im SUV-Segment. Deutschland ist bereits heute mit 178 verfügbaren Modellen nach China (333 Modelle) das Land mit der größten Modellvielfalt weltweit.
So viele Ladesäulen bräuchte es
„Ein kritischer Bereich bleibt die Ladeinfrastruktur“ sagt Patrick Schaufuss. „Hier muss das Ausbautempo Schritt halten mit den E-Autoverkäufen.“ Aktuell gibt es in Europa 500.000 öffentliche Ladesäulen; bis 2030 müssten es 3 Mio. sein, damit eine Ladesäule pro 20 Elektrofahrzeuge zur Verfügung steht. Umgerechnet heißt dies: Statt aktuell 1.000 öffentliche Ladesäulen pro Woche anzuschließen, müssten es mindestens 7.000 sein.