Die Schaffung von ausreichend bezahlbarem Wohnraum in Deutschland bleibt ein Problemfall. Zwar konnte das Vorjahresniveau angesichts des hohen Bauüberhangs gehalten und 2022 295.300 Wohnungen im Neu- und Umbau fertiggestellt werden. Steigende Materialpreise und Bauzinsen, kaum verlässliche Förderbedingungen sowie immer höhere, teils staatlich verordnete Gebäudeanforderungen werden 2023 jedoch deutliche Spuren hinterlassen. „Es ist eine enorme Leistung unserer Bauunternehmen, unter schwierigsten Bedingungen knapp 300.000 Wohnungen zu bauen. Zur Wahrheit gehört aber, dass 2022 fast alles fertiggestellt wurde, was noch im Bau war. Dieses Polster ist nun aufgebraucht, so dass wir angesichts sinkender Baugenehmigungen und einem Rückgang im Auftragseingang von 40 Prozent 2023 eine Bauchlandung erleben werden. Vielen Investoren geht aufgrund steigender Preise die Puste aus, weshalb auch den Wohnungsbauunternehmen bald die wirtschaftliche Perspektive fehlen wird. Alles zum Leid derjenigen, die dringend eine bezahlbare Wohnung suchen.“ Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer der Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Werte für 2022. Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen stieg im Vorjahr – wegen des hohen Bauüberhangs – gegenüber 2021 nur minimal um 2.000 beziehungsweise 0,6 Prozent.
„Für das laufende Jahr rechnen wir bestenfalls mit 250.000 fertiggestellten Wohnungen. Gerade in den Ballungsgebieten und ihrem Umland wird damit die Wohnungsnot zementiert“, so Müller. Auch 2024 sei kaum Besserung in Sicht, die Fertigstellungszahlen werden angesichts dramatisch eingebrochener Baugenehmigungen weiter sinken. Müller forderte abermals die Politik auf, Vertrauen am Markt wiederherzustellen, damit Investoren zurück an den Markt kommen. „Der Dreiklang aus einer verlässlichen Neubauförderung, Steueranreizen und weniger Regulierung muss endlich Gehör finden. Die Ampelkoalition muss dringend Investoren für den Wohnungsneubau motivieren, dafür braucht es verlässliche Marktbedingungen“, so Müller. Insbesondere die Entschlackung der Überregulierung am Bau sei ein Hebel, Baukosten und damit Preise zu senken – etwa im Bereich der Baustandards oder der Gebäudeenergieeffizienz, auch ohne die Klimaschutzziele aus den Augen zu verlieren.