Selten begann ein neues Jahr mit so vielen Unbekannten und Unsicherheiten. Doch nicht hinter jeder Tür muss eine böse Überraschung lauern.
Es gibt so Tage, an die erinnert man sich ein Leben lang. Wo waren Sie eigentlich als…? Für die Älteren mag es die Mondlandung sein oder für Amerikaner die Ermordung Kennedys. Für die Deutschen könnte es der Tag sein, an dem die Mauer fiel. Vielleicht der Moment, als Mario Götze sein Tor zur Weltmeisterschaft 2014 schoss. Acht Jahre ist das gerade mal her und nach den jüngsten Turnieren wirkt das wie eine Ewigkeit.
Doch jetzt erleben wir gerade das Zeitalter der Corona-Pandemie: Dass der erste Lockdown ausgerufen wurde, ist nun bald drei Jahre her. Wo waren Sie am 17. März 2020, am Tag als die Schulen und Kitas dicht machten? Kurz darauf wurde das Homeoffice mehr oder weniger zur Pflicht. Seither ist der Ausnahmezustand das neue Normal und auf eine alte Krise folgt in beängstigender Zuverlässigkeit gleich eine neue: Lockdown Nummer zwei, Russlands Angriffskrieg, Inflation, Deutschland vergeigt das nächste große Fußballturnier. Fast schon angenehm, dass selbst eingefleischte Fußballfans mit der WM in Katar wenig anfangen konnten. So wurde aus dem Scheitern der deutschen Mannschaft, die sonst eine nationale Krise bedeutet hätte, eine eher banale Randnotiz in der Vorweihnachtszeit. Mal ganz abgesehen davon, dass sich mehr als die Hälfte der Deutschen in der Regel gar nicht für Fußball begeistern kann.
Und jetzt? 2023 erwartet die Branche vor allem steigende Preise. Im Großhandel sind diese zum Jahresende zwar leicht gesunken – und das sogar zwei Monate in Folge. Doch für das kommende Jahr erwartet der Bundesverband Technischer Gebäudeausrüster (BTGA) weitere, spürbare Preiserhöhungen. Im November lagen die Großhandelspreise zwar etwas unterhalb des Vormonats. Gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt meldet das Statistische Bundesamt aber ein Plus von 15 Prozent. Der wesentliche Preistreiber bleiben die Energiekosten.
Noch dramatischer sieht es bei den Lieferzeiten aus: Wer Kabel oder Leitungen braucht, der muss laut BTGA heute drei Monate warten. Vor Corona waren es etwas mehr als drei Wochen. Auch bei Schalterprogrammen ist die Lieferzeit deutlich gestiegen – von knapp drei Wochen auf mehr als neun. Nur das Lichtgeschäft scheint von dieser Entwicklung unberührt zu bleiben. Hier hat der BTGA keine wesentliche Änderung festgestellt.
Und die Stimmung ist schon wieder etwas besser als noch vor wenigen Monaten. So bleibt die Hoffnung, dass 2023 nicht ein Jahr mit neuen Hiobsbotschaften wird, sondern das Jahr des Um- und Aufbruchs. Das Jahr also, das die Elektrobranche sich so wünscht.
Ist das möglich? Wird 2023 normal das neue Anders? Wir haben Experten gefragt, die ganz dicht dran sind. Die den Puls nicht an der Peripherie messen, sondern die den Herzschlag hören können. Was sie auf die großen Fragen antworten, lesen Sie in der Januar-Ausgabe der ElektroWirtschaft.