Deutschland ist von Rohstoffimporten extrem abhängig – und vulnerabel: Die Wirtschaft ist zu über 90 Prozent auf entsprechende Importe angewiesen. Auch EU-weit sieht die Lage nur wenig besser aus. Zudem ist die Konzentration auf wenige Lieferländer alarmierend hoch, die zudem oft keine Demokratien sind. Dies ist das Ergebnis einer Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). „Russland hat uns in diesem Jahr drastisch vor Augen geführt, wie die Rohstoffabhängigkeit von autokratischen Regimen als politisches Druckmittel benutzt werden kann und welche schwerwiegenden wirtschaftlichen Konsequenzen diese Abhängigkeit hat“, erläutert Lukas Menkhoff, Leiter der Abteilung Weltwirtschaft im DIW Berlin. Den Handlungsdruck zur sicheren Versorgung mit Rohstoffen hat auch die Bundesregierung erkannt. Für das Frühjahr 2023 hat sie einen Aktionsplan angekündigt.
Die Lieferrisiken sind gerade bei dringend benötigten Rohstoffen extrem hoch. Mineralische Rohstoffe wie Seltene Erden, Lithium und Magnesium werden vor allem in Industrien benötigt, die als zukunftsträchtig gelten, wie die Auto- und Mobilfunkproduktion oder die Energiewirtschaft, was die Rohstoffnachfrage um ein Vielfaches steigen lassen wird. Seltene Erden und Magnesium bezieht die EU derzeit zu mehr als 90 Prozent von China. Bei Lithium ist die Abhängigkeit mit einem Importanteil von 63 Prozent von Chile sehr groß. Eine Diversifizierung der Lieferstaaten liegt zunächst nahe: Bei allen drei kritischen Rohstoffen könnte die Versorgung auch auf andere Länder ausgeweitet werden. Seltene Erden könnten zusätzlich über Brasilien, Indien und Australien bezogen werden, Lithium über Australien, China und Argentinien. Das kurzfristige Diversifizierungspotenzial ist wegen der großen Mengen aber nur begrenzt.