Das Bundeskabinett hat den Masterplan Ladeinfrastruktur II beschlossen, der knapp 70 Maßnahmen bündelt. Ausdrückliches Lob kommt von der Autoindustrie. Die Elektrobranche sieht es etwas kritischer.
„Der Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge ist eine der drängendsten Infrastrukturaufgaben für Deutschland“, sagt Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Der erneuerte Masterplan enthalte viele wichtige und sinnvolle Maßnahmen und schaffe damit die Grundlage für eine spürbare Beschleunigung des Ladeinfrastrukturausbaus, so Müller. Sie sieht darin einen bedeutenden Schritt auf dem Weg zu einer flächendeckenden und leistungsstarken Ladeinfrastruktur in Deutschland.
Mehr Laden auf dem Land
Der VDA sieht die Sollbruchstelle im ländlichen Raum. Auch hier müsse es flächendeckend Ladepunkte geben, und nicht nur in den privaten Garagen. Auch darum will sich der Bund mit einer neuen Arbeitsgruppe kümmern. Zudem habe der beschleunigte und vorausschauende Stromnetzausbau eine Schlüsselrolle.
Zu den von Verkehrsminister Volker Wissing, FDP, vorgelegten Maßnahmen gehört etwa, dass es mehr Flächen für öffentliche Ladepunkte geben soll. „Mein Ansatz: Vorfahrt für Investitionen“, so der Verkehrsminister. „Wir aktivieren Flächen, vereinfachen Genehmigungsverfahren und beschleunigen den Netzanschluss durch einheitliche und digitale Antragsverfahren. Das Investieren in Ladeinfrastruktur wird so schneller und leichter.“ Alles mit dem Ziel, dass Laden so einfach werden soll wie Tanken.
Kritik gibt es hingegen vom ZVEI. Nicht weniger als 15 Millionen vollelektrische Pkw und eine Million öffentliche Ladepunkte hat sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt, damit der Verkehrssektor seine Treibhausgase bis 2030 um rund 40 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren kann. „Das Ziel ist gut, allerdings hapert es noch an den Maßnahmen – diese finden sich zwar im veröffentlichten Masterplan Ladeinfrastruktur II wieder, jedoch sind sie nicht richtig gewichtet“, so Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung heute.
Weber: Intelligentes Laden kommt zu kurz
Die bedarfsgerechte Kombination aus Ladepunkten mit hoher und niedriger Ladeleistung komme im Masterplan Ladeinfrastruktur II nicht mit der notwendigen Deutlichkeit zum Ausdruck, sagt Weber. Das intelligente Laden mit niedrigerer Ladeleistung zu Zeiten, in denen die Leistung verfügbar ist und das Fahrzeug ohnehin einige Stunden steht, bietet die Möglichkeit, die Stromnetze besonders effizient auszulasten. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise wichtig, wie Weber erklärte. „Nur wenn es uns gelingt, durch den Mix unterschiedlicher Ladeoptionen allen Menschen den Zugang zur Elektromobilität zu ermöglichen, können wir perspektivisch die Klimaziele im Verkehrssektor erreichen“, so Weber.